In ihrem Fotoprojekt DalmatinkaNada Maleš dokumentiert die unheimlichen leeren Räume einer verlassenen Fabrik im ehemaligen Jugoslawien.
Das 1951 in Dalmatien, einem ländlichen Teil Kroatiens, gegründete Unternehmen Dalmatinka war einst der führende Hersteller von Nähgarn in Ostmitteleuropa. "Es wurde als das erfolgreichste Unternehmen in Jugoslawien bezeichnet", erklärt Maleš. "Nach einer wirtschaftlichen und politischen Krise brach Jugoslawien auseinander, was Privatisierungen und Konkurse mit sich brachte und damit den Verlust eines großen Teils des Marktes." Dies führte zum Konkurs der Fabrik und ihrer endgültigen Schließung im Jahr 2009.
Obwohl die Hintergrundgeschichte den Bildern von Maleš eine große politische Bedeutung verleiht, sagt die Fotografin, dass es ihr bei dieser Arbeit darum ging, über die historische Perspektive hinauszublicken, um "die Fabrik von ihrer komplizierten politischen Konnotation zu befreien".
In diesen bemerkenswert ruhigen Bildern ist Maleš auf der Suche nach dem, was die Fabrikarbeiter zurückgelassen haben. Die kleinen menschlichen Spuren, die sie entdeckt, verleihen dem riesigen, leeren Raum der ehemaligen Fabrik Persönlichkeit: eine Gruppe von Holzstühlen, eine rote Thermoskanne, die auf einem Schreibtisch zurückgelassen wurde, ein Kreuz, das an einer schattigen Wand hängt, eine Uhr, die kurz vor 10:30 Uhr stehen geblieben ist.
"Wenn ich mir die Fotos ansehe und mir vorstelle, wie all diese Leben vibrieren und Fäden hergestellt werden, vermitteln sie eine gewisse nostalgische Stimmung", sagt sie. Auf den Fotos von Maleš taucht das Garn kurz auf, und zwar in Form eines wahllosen Haufens von Spulen, die wie Müll neben einer verrosteten Tür aufgeschichtet sind. Im Gegensatz zu den meisten Möbeln in der Fabrik sieht ein Großteil des Garns noch makellos aus, glänzend weiß, als wäre es erst vor kurzem gesponnen worden.
Mehr sehen von Nada Maleš' Arbeit auf ihr Portfolio.
